Ein Theaterbesuch als kreative Vorbereitung für die Projektarbeit
Unsere Recherchereise nach Dresden zur Bürgerbühne des Staatsschauspiels begann mit einem Zugausfall in Frankfurt. Die Mischung aus Neugier und Vorfreude trug uns dennoch bis Dresden, wo wir die Gelegenheit hatten, das Stück „Klassenbeste“ zu sehen, das auf dem Roman von Marlene Hobrack basiert und sich intensiv mit dem Thema Klassismus auseinandersetzt. Nach der Aufführung durften wir Teile des Ensembles der Bürgerbühne des Staatsschauspiel Dresden und die Regisseurin Christiane Lehmann interviewen, um mehr über die Erarbeitung des Stücks und dessen Auswirkungen zu erfahren.
Das Theaterstück
Das Stück „Klassenbeste“ wurde in enger Zusammenarbeit zwischen Müttern und Töchtern entwickelt, die ihre persönlichen Erfahrungen in die Inszenierung einfließen ließen. Besonders beeindruckend war die Interviewform, bei der Mütter und Töchter getrennt voneinander Fragen beantworteten, ohne zu wissen, welche Fragen die jeweils andere Person erhielt. Diese Methode führte im Verlauf zu ehrlichen und emotionalen Gesprächen, die per Kamera aufgezeichnet und später in das Stück integriert wurden und ihm eine besondere Authentizität verliehen.
Hinter dem Vorhang
Während der Proben wurde deutlich, dass Klassismus vor allem ein strukturelles Problem ist. Die Geschichten der beteiligten Frauen machten klar, dass soziale Ungleichheit tief in gesellschaftlichen Strukturen verwurzelt ist und nicht allein durch individuelle Anstrengungen überwunden werden kann. Viele der Mütter berichteten von finanziellen Engpässen, mangelnder Unterstützung durch staatliche Strukturen und von gesellschaftlichen Vorurteilen, die ihren Lebensweg beeinflussten. Diese Erkenntnis führte zu einem stärkeren Bewusstsein für die strukturellen Barrieren, die ihren sozialen Aufstieg behinderten und entlasteten die Frauen im Hinblick auf ihre eigene Verantwortlichkeit.
Die Spielerinnen berichteten von der gegenseitigen Solidarität, die sich während der Proben entwickelte, weil sich aus der Gemeinschaft der Betroffenen ein gemeinsames Stärkegefühl entwickelte. Die Teilnehmerinnen erlebten, dass ihre individuellen Kämpfe Teil einer größeren strukturellen Realität sind, was ihnen ein Bewusstsein für ihre gemeinsame Kraft gab. Besonders die Töchter konnten ihre eigene Position in der Gesellschaft reflektieren und entwickelten ein stärkeres Selbstbewusstsein. Durch die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema Klassismus wurde nicht nur das Selbstwertgefühl der Einzelnen gestärkt, sondern auch ihr Wille, sich aktiv für Veränderung einzusetzen.
Das Stück und die Programmarbeit
Die Verbindung zwischen „Klassenbeste“ und unserem Projekt Class Rebels ist deshalb besonders interessant, da beide Projekte den Aspekt der Kultur miteinfließen lassen, um soziale Ungleichheiten zu thematisieren und zu überwinden. Class Rebels setzt sich ebenfalls gegen Klassismus ein und unterstützt benachteiligte Jugendliche dabei, Barrieren zu überwinden und neue Perspektiven zu gewinnen. Durch kreative Formate wie Fotografie, Graffiti und Theater entwickeln die Teilnehmenden eigene Ausdrucksformen und setzen sich mit Diskriminierung auseinander. Die entstandene Kunst wird in öffentlichen Räumen präsentiert, um Sichtbarkeit zu schaffen und das Bewusstsein für soziale Ungleichheiten zu schärfen.
Insgesamt war unsere Reise nach Dresden eine bereichernde Erfahrung, die uns gezeigt hat, wie Theater als Mittel zur politischen und gesellschaftlichen Bildung genutzt werden kann. Die Inszenierung von „Klassenbeste“ hat nicht nur die Teilnehmerinnen selbst verändert, sondern auch das Publikum berührt und zum Nachdenken angeregt. Es bleibt zu hoffen, dass sowohl „Klassenbeste“ als auch Class Rebels weiterhin unterstützt werden, um eine größere Aufmerksamkeit für das Thema Klassismus zu schaffen und positive Veränderungen in der Gesellschaft zu bewirken.
Du weißt, wie sich Benachteiligung anfühlt?
Du hast das Gefühl, ständig mehr leisten zu müssen als andere – nur um halb so weit zu kommen? Dann bist du bei Class Rebels genau richtig!
Wir geben dir Raum für deine Themen.
Hier triffst du andere, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben.
Hier geht’s um dich, deine Geschichte – und eure gemeinsame Stärke.
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Photo: Jan for the IRC