Im Dezember 2020 startete das Healing-Classrooms-Projekt „BuildUp – Resilienzförderung und psychosoziale Unterstützung von zugewanderten Jugendlichen in der vorberuflichen Bildung“ in Nordrhein-Westfalen. Schnell entpuppten sich die regionalen Fachkräfte als begeisterte Healing-Classrooms-Partner:innen, die sich dank zahlreicherer vorangegangener Healing-Classrooms-Veranstaltungen bereits zu einem verlässlichen und engagierten Netzwerk zusammengefunden hatten. Auf diesem fruchtbaren Boden entstehen immer wieder neue Kooperationen, von denen wir Ihnen heute eine ganz besondere vorstellen möchten:
Seit März 2021 ist das Kommunale Integrationszentrum (KI) Hamm Partner unseres Projektes „BuildUp“. Aus der Auftaktveranstaltung in kleiner Online-Runde wurde schnell eine Kooperationsvereinbarung für eine gemeinsame Fortbildungsreihe – doch damit war es nicht genug: Angetrieben von dem Wunsch, Resilienzförderung nachhaltig in den Schulen der Kommune zu verankern und den Healing-Classrooms-Ansatz so vielen Pädagog:innen wie möglich zugänglich zu machen, entstand nicht nur die Idee zu einer Folgereihe für Multiplikator:innen in der Region. Auch im Veranstaltungskalender des KI Hamm sind die Healing Classrooms inzwischen fester Bestandteil: Beim Online-Fachtag „Diskriminierungen abbauen – Potenziale erkennen – Talente fördern: Stärkung von Jugendlichen mit Migrations- und Fluchterfahrung beim Zugang zum Ausbildungs- und Arbeitsmarkt“ am 27. Mai 2021 konnten Teilnehmer:innen aus ganz NRW die zwei Säulen der Resilienzförderung in einem Workshop kennenlernen; für Herbst 2021 ist eine weitere Veranstaltung im Rahmen der „Hammer Bildungswoche“ geplant. Mit Engagement, Feinfühligkeit und Planungskunst schafft das KI Hamm Räume für Reflexion, nimmt das Wohlbefinden von Schüler:innen wie Fachkräften in den Fokus und motiviert zur Weiterbildung.
Federführende Treibkraft der Zusammenarbeit war von Beginn an Sven Rolfs, Oberstudienrat und Mitarbeiter des KI Hamm. Im Interview erzählt er, wie die Kooperation zustande kam und warum ihm Resilienzförderung am Herzen liegt.
Nicht in allen Bundesländern gibt es Kommunale Integrationszentren. Würden Sie unserem Netzwerk kurz erklären, welche Aufgaben das KI Hamm bei der Unterstützung von Kindern und Jugendlichen mit Fluchterfahrung übernimmt?
Die KI haben die Aufgabe, Schulen, aber auch andere Institutionen bei der Arbeit mit Familien mit Zuwanderungsgeschichte zu unterstützen und damit deren Integration zu fördern. In diesem Rahmen finden in Hamm z.B. Beratungen neu zugewanderter Familien zum deutschen Schulsystem und zu Bildungsmöglichkeiten der Kinder statt und ihnen wird bei der Suche nach Schulplätzen geholfen. Das KI unterstützt Schulen außerdem mit „Sprachmittler:innen“ als Übersetzer:innen für Elternabende und Elterngespräche. Gerade in diesem Jahr haben wir zwei Grundschulen für das Programm „Rucksack Schule“ gewinnen können, das die Elternarbeit der Schulen unterstützten möchte. Außerdem betreuen wir in Hamm das Netzwerk „Schulen ohne Rassismus“ und organisieren für Lehrkräfte und pädagogische Fachkräfte Qualifizierungen und Fachtage zu den Themen Interkulturelle Kompetenz, Rassismuskritik und Deutsch als Zweitsprache.
Wie sind Sie auf das Healing-Classrooms-Angebot aufmerksam geworden?
Der Hinweis auf das Angebot kam aus dem KI-Netzwerk. Ein Nachbar-KI hatte uns die Information weitergeleitet und sie stieß sofort auf reges Interesse. Ich habe daraufhin Kontakt zur zuständigen Referentin von IRC aufgenommen und dabei die Kommunikation als zuverlässig, unkompliziert und sehr produktiv erlebt.
Warum finden Sie Resilienzförderung ein wichtiges Thema für pädagogische Fachkräfte? Hat es vor Ort eine besondere Relevanz?
Ich halte das Thema Resilienzförderung grundsätzlich für alle Kinder und Jugendlichen mit und ohne Zuwanderungsgeschichte für wichtig. Ich weiß aber auch aus eigener Erfahrung und aus der Fachliteratur, dass das Leben in einem fremden Land mit einer fremden Kultur und Sprache erheblichen Stress bedeuten und auch viele entmutigende Erlebnisse bereit halten kann. Für viele Zugewanderte bedeutet das Leben in Deutschland eine Entwertung ihrer Berufs- und Bildungsabschlüsse und somit auch eines wichtigen Teils ihrer Persönlichkeit. Erfahrungen von Diskriminierung kommen oft hinzu. Das erzeugt negative Gefühle bei Eltern, die sich auch auf die Kinder übertragen und ihre Lernmotivation deutlich bremsen können. Ich denke nicht, dass das Thema an anderen Orten weniger Relevanz als in Hamm hat, aber alle Hammer Schulen haben einen signifikanten Anteil an Schüler:innen mit Zuwanderungsgeschichte und deshalb erscheint mir das Thema für unsere Stadt wichtig.
Wie war die Rückmeldung der angesprochenen Hammer Fachkräfte bisher?
Gerade für die Unterstützung der Lehrkräfte, die Schüler:innen mit Zuwanderungsgeschichte unterrichten, empfinde ich die Healing Classrooms als ein tolles Angebot. Wir haben den Ansatz der Healing Classrooms im Rahmen eines Fachtages vorgestellt und sehr positives Feedback der Teilnehmer:innen erhalten. Viele haben sich für die Fortbildung angemeldet, die im Herbst dieses Jahres in Hamm stattfinden wird.
Was erhoffen Sie sich für die Zukunft der Healing Classrooms in Hamm?
Ich hoffe, dass wir auf die Fortbildung aufbauend ein Hammer Healing-Classrooms-Netzwerk etablieren können, das zu einem noch stärkeren Austausch zwischen KI und den beteiligten Schulen/Fachkräften führt, sodass wir unsere Arbeit zur Unterstützung der Schulen, und somit der Kinder, weiterentwickeln können.
Bei Interesse und/oder Fragen zu Healing Classrooms in Nordrhein-Westfalen melden Sie sich gerne bei Laura Resaei, Referentin Bildung NRW, unter laura.resaei@rescue.org !