Begegnungen geschehen jeden Tag: auf dem Weg zur Arbeit, beim Einkauf, im Vorbeigehen. Doch wie oft bleiben sie oberflächlich: ein kurzes Nicken, ein flüchtiger Blick? Und doch sind es die unerwarteten, ehrlichen Begegnungen außerhalb unserer gewohnten Kreise, die uns wirklich bewegen – wenn wir offen und neugierig auf unser Gegenüber zugehen, frei von Vorurteilen.
Gerade für Menschen, die aufgrund von Krieg, Gewalt oder anderen Krisen ihr Zuhause verlassen mussten, können solche Begegnungen der erste Schritt in ein neues Leben sein – hin zu Orientierung, Sicherheit und Zugehörigkeit.
IRC schafft und fördert Räume des Miteinanders, durch Projekte, die nicht nur zufällige, sondern bewusste Begegnungen ermöglichen.
Das Projekt Families Make the Difference (FMD) bringt Familien mit Fluchthintergrund bei Elterntreffen zusammen. In einem sicheren Rahmen tauschen sie Erfahrungen aus und erfahren, wo sie in Deutschland Unterstützung erhalten können. Ziel ist es, Eltern in ihrer Rolle zu stärken und damit auch die Entwicklungschancen ihrer Kinder zu fördern. Denn so können Eltern ihren Kindern Orientierung, Sicherheit und Zuversicht mitgeben – Werte, die gerade in einem neuen, oft herausfordernden Umfeld bedeutend sind. Dabei entstehen Netzwerke, Vertrauen und Gemeinschaft.
Im Projekt FairWurzelt wird ein Berliner Gemeinschaftsgarten zum lebendigen Treffpunkt für Menschen verschiedenster Herkunft. Das Himmelbeet bietet nicht nur Beete für Gemüse und Kräuter, sondern auch Raum für Begegnung, Entfaltung und Zusammenhalt. Neben Workshops und Festen ist besonders das wöchentliche Sprachcafé ein Highlight: Zwischen Hochbeeten und summenden Bienen lernen Menschen gemeinsam Deutsch – begleitet von ehrenamtlichen Muttersprachler*innen. In dieser lockeren Atmosphäre entstehen Gespräche, gegenseitiges Verständnis und echte Verbindungen – oft über ein gemeinsames Lachen, ein geteiltes Rezept oder die Freude über die erste selbst geerntete Tomate.
Was macht Begegnungsformate wirkungsvoll?
Ob im Garten oder im Gemeinschaftsraum – Formate, die Begegnung fördern, brauchen klare Strukturen, um nachhaltig zur Stärkung von Gemeinschaft beizutragen. Drei Faktoren sind dabei besonders wichtig:
- Alltagsnähe: Angebote sollten sich an den Lebenswelten der Menschen vor Ort orientieren. Formate wie gemeinsames Kochen, Gärtnern oder Elterntreffen schaffen Verbindung über geteilte Erfahrungen und Interessen.
- Niedrigschwelligkeit: Zugänge müssen so einfach wie möglich sein, ohne Hürden wie komplizierte Anmeldungen oder Sprachbarrieren.
- Regelmäßigkeit: Begegnung braucht Zeit und Verlässlichkeit. Wer sich wiederholt sieht, baut Vertrauen auf. Erst durch Kontinuität entsteht aus einem ersten Kennenlernen echte Gemeinschaft.
- Partizipation: Menschen wollen nicht nur teilnehmen, sondern mitgestalten. Formate, die Teilhabe ermöglichen, laden dazu ein, eigene Ideen einzubringen und Verantwortung zu übernehmen – das stärkt Selbstwirksamkeit und Zugehörigkeit.
Begegnung beginnt im Kleinen – im Zuhören, im offenen Blick, im freundlichen „Hallo“.
Unser Impuls an Sie: Schauen Sie sich in Ihrer Umgebung um! Gibt es Formate, die Begegnung fördern? Orte, an denen Sie sich einbringen oder einfach teilhaben kannstkönnen? Vielleicht ist es ein Nachbarschaftstreff, ein Sportangebot oder ein offener Kreativeraum. Manchmal braucht es nur einen ersten Schritt – und aus einem „Hallo“ wird ein echtes Miteinander.
Photo: Iuna für IRC